Ulrich Behl - Ilka Kollath - Erika Gagel - Hanne Nagel-Axelsen
Ulrike Kaster - Johannes M. Bienemann - Dieter Koswig -Volker Tiemann
Renate Anger - HD Schrader - Katrin Schmidbauer - Gudrun Piper
Johannes Michler - Peter F. Piening
Zwei Auszüge:
„ ............. Eine besondere Qualität der Filme Michael Englers liegt in der Abstimmung der Dramaturgie auf die einzelnen Künstlerpersönlichkeiten.
Der Schluß der Filme nimmt jeweils auf den Beginn Bezug, doch werden die einzelnen Erzählstränge und deren Verknüpfung zu einem einzigen Film einfühlsam auf Person und Werk abgestimmt. Langeweile dürfte bei kunst-interessierten Zuschauern und Zuschauerinnen kaum aufkommen, obwohl kaum dramatische Elemente eingebaut werden. Befürchtungen wie Jens Thiele (1976, 41) sie äußert - »Wird der Künstler selbst im Atelier aufgesucht, wird er oft zu einem peinlichen Aktionismus vor der Kamera verleitet, der letztlich über ihn selbst gar nichts, über die Zwänge des Mediums sehr viel aussagt. « - finden in den Filmen Englers keinerlei Bestätigung. Richtet sich das Handeln der Gefilmten auf das imaginierte Publikum aus, erweist sich gerade dies als Gewinn............“
„ ........... Michael Engler wählt eine besondere Form des Interviews, bei der der Filmemacher sich in die Anonymität zurückzieht: Er erscheint nicht im Bild und auch seine Stimme ist nicht zu hören. Nur in Kameraführung und Schnitt ist er explizit präsent. In dem Beitrag über den Künstler Ekkehard Thieme wird diese Anordnung brüchig. Eine poetische Rede über die mangelnde Kommunikationsfreudigkeit der Norddeutschen beendet der Portraitierte mit einem Augenzwinkern, das an Michael Engler adressiert, dem Publikum den Filmemacher ins Bewusstsein rückt. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Zuschauerinnen soll in den »KunstStreifzügen« von Michael Engler ganz auf die beobachtete Person gelenkt werden ..........“
Zwei Ausschnitte: „ ............... Englers Filme laufen im Wesentlichen auf drei Ebenen. Sie zeigen die Künstlerinnen und Künstler in ihrer Arbeits- und/oder Lebensumgebung, also als »natürliche Personen«, zweitens bei der künstlerischen Arbeit, deren Motive und Beweggründe sie kommentieren, und auf einer dritten Ebene zeigen sie die »vollendeten Werke«. Dabei geht Michael Engler nicht analytisch, sondern synthetisch vor. Ausgangspunkt ist nicht ein bestimmtes Werk, dessen Entstehung untersucht wird. Er verknüpft vielmehr die drei Ebenen so miteinander, dass ein in sich stimmiges Bild des Zusammenhanges von Schaffendem und Geschaffenem entsteht.
Welchen ihnen ungewohnten Bedingungen der Filmproduktion die Künstlerinnen und Künstler sich auch immer unterworfen haben mögen, Engler macht sie durch die Dramaturgie zu Mitproduzenten des Bildes, das die Filme von ihnen liefern. Das Bild des Künstlers ist zugleich das Bild, das der Künstler von sich zeigen möchte. Dadurch fallen die einzelnen Filme auch unterschiedlich aus, obwohl sie derselben dramaturgischen Grundstruktur folgen.
Die einfühlsame, sich auf die verschiedenen individuellen Persönlichkeiten der Künstlerinnen und Künstler einlassende Vorgehensweise von Engler »konspiriert« zugleich mit dem Medium und mit den Dargestellten. Seine Filme sind aus einem Guß und vermitteln ein Künstlerbild aus einem Guß. Ich erläutere das an zwei unterschiedlichen Filmen, denen über Gudrun Wassermann und über Erwin Doose, um genauer zu bestimmen, was es mit dem vermittelten Künstlerbild auf sich hat...........“
„.....................In beiden Filmen sehen wir drei übereinander gelagerte Bilder: Das (Ganzkörper)Porträt (Physiognomie, äußere Erscheinung, Kleidung, Gesten und Bewegungen, Habitus) der Künstlerin oder des Künstlers als handelnde und sprechende Person, das Bild des bereits entstandenen oder entstehenden Werkes und das Bild eines Ambientes. Aus diesen einander überlagernden visuellen und akustischen Bildern ergibt sich ein weiteres, hauptsächliches, das sowohl unter als auch über den anderen Bildern liegt. Es ist das Bild, das in der Gestaltetheit der Filme zugleich offenliegt und verborgen ist. Es ist ein Bild nicht nur dieser bestimmten Künstlerin oder dieses bestimmten Künstlers, das Michael Engler aus mehrstündigem gefilmten Material herausgeschnitten hat, sondern auch ein Bild (vielleicht sind es auch mehrere Bilder) vom Künstlertum und vom Kunstschaffen in der Gegenwart.
Dieses zugleich vordergründige und hintergründige Bild ist selbst interpretationsbedürftig. Gudrun Wassermann agiert zwischen ihren Projektoren zugleich wie eine Priesterin und eine Wissenschaftlerin. Erwin Dooses Porträt ist das eines Hans Sachs der bildenden Kunst oder eines Handwerkers, der gerne erzählt, wie ein Schuh daraus wird. Beide Bilder sind weder einfach falsch, noch einfach richtig, sie sind jedoch interpretationsbedürftig. Insofern nehmen die Filme dem Betrachter die Interpretation der Kunstwerke nicht ab, beeinflussen diese jedoch. Insofern verselbständigen sich die Filme sowohl gegenüber den Kunstwerken, als auch gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern. Manchmal wird das an bestimmten Details deutlich. In dem Film über Gudrun Wassermann zeigt die Kamera einmal die im Lichtkegel eines Projektors tanzenden Staubpartikel, und in dem Film über Erwin Doose fährt mehrmals ein Zug lärmend durchs Bild. In beiden Fällen handelt es sich um erzählerische, unterhaltsame Elemente des Filmautors, die nicht unmittelbar zum Verständnis der Kunst beitragen. Durch solche und viele andere Momente gewinnen die Filme Michael Englers eine eigene Schönheit, läßt sie dann aber auch in Konkurrenz zur thematisierten Kunst treten.“