Der Hamburger Filmemacher und Fotograf Michael Engler dokumentiert in diesen Fotografien eine Unschärfe in der Natur. Umgangssprachlich kennt man diese als Fata Morgana. Es handelt sich hierbei um das physikalische Phänomen von Luftspiegelungen: verschwommene, verzerrte und unscharfe Abbilder von tatsächlich am Horizont vorhandenen Objekten.
Wenn die Sonne an der Elbmündung den Boden über dem gerade getrockneten Watt aufheizt, entsteht eine warme Luftschicht, die ein optisch dünneres Medium ist als die darüber liegende Kaltluft. An der Grenze zwischen den beiden Schichten werden die Lichtstrahlen gebrochen und in der unteren warmen Luftschicht entsteht ein Spiegelbild.
Je weiter entfernt sich die spiegelnden Objekte befinden, desto höher liegen die reflektierenden Luftschichten. Das erklärt, warum die Wattwanderer auf einer anderen Ebene laufen als die Schiffe schweben.
Die in der Luft gespiegelten Objekte verändern sich ständig, nehmen immer wieder andere Formen und Farben an. Hier beginnt für Michael Engler das spannende Abenteuer, die kilometerweit am Horizont entfernten Erscheinungen einzufangen. Aus dem Spiel der verschwimmenden Umrisse und kaleidoskop-artig beweglichen Farben stellt Engler mit seiner Kamera Bilder mit überaus malerischen Qualitäten her. Es handelt sich dabei um unmittelbar festgehaltene Dokumente einer Unschärfe, die als optisches Phänomen in der Natur real vorkommt.
„Mir geht es um einen Spagat zwischen wissenschaftlichem Dokument und künstlerischem Bild. Es reizt mich, ganz systematisch Abläufe zu beobachten und festzuhalten, die immer neue und unvorhersehbare Ergebnisse bringen. Und auf der anderen Seite ganz frei mit dem verfremdeten Material am Horizont zu arbeiten und ohne jede Manipulation neue Bildwelten zu schaffen.“
